Dienstag, 31. Juli 2007

Regenjackenspießer!


Regen – in Bremen an der Tagesordnung. Und wohl auch in Indien, viel mehr in Südindien. Dort ist noch bis September (vielleicht bis Oktober) Monsunzeit. Das bedeutet, es regnet, es schifft, es pisst, es schüttet, es kübelt, und so weiter und so fort.
Und genau deswegen suchte ich vor kurzem einen Fachhandel für Outdoorbekleidung auf. Und genau seit diesem Tag bin ich stolzer Besitzer einer Regenjacke. Und zwar einer hässlichen. Denn diese wasserabweisenden Dinger sind per se hässlich. Es gibt zwei Versionen dieser Jacken. Die eine ist extrem schlecht geschnitten und gleicht meistens einem Sack. Die andere Version, ich besitze so eine Jacke, ist eine farbliche Katastrophe.
Ein regnerischer Tag in der Innenstadt gleicht einem modischen Fiasko. Violette, gelbe, orange, froschgrüne, pinke, regenbogenfarbene Jacken flüchten hektisch durch das Himmelsnass.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass es einfach keine schönen Regenjacken gibt. Entweder handelt es sich um einen farblich gelungenen Sack oder um eine gut geschnittene, farbliche Katastrophe. Es scheint so, dass die Regenjackenhersteller von einer Schlechtwetterlobby unter Druck gesetzt werden. Die Lobby schreibt vor, schlechtem Wetter hässliche Jacken gegenüber zu stellen. Sollten die Jacken schön werden, so droht die Lobby, wird mit sofortiger Wirkung das Regenwetter eingestellt. Es scheint so, als habe die Schlechtwetterlobby nicht nur die Hoheit über gutes und schlechtes Wetter, sonder auch über den modischen Geschmack in verregneten Innenstädten.

Spannende Kühe!

Einige Reaktionen meines direkten und weniger direkten Umfeldes darauf, dass ich in Indien mein Auslandssemester verbringen werde:

Schweigen
Schweigen – hochgezogene Augenbraue
„Das ist aber schön“
„Warum nach Indien?“
„Warum ausgerechnet Indien?“
„Pass auf die Kühe auf!“
„Indien – Hui, gleich soweit“
„Indien? Also da war ich noch nie“
„Das ist bestimmt spannend“

(Reaktionen sind weder chronologisch, noch sonst irgendwie sortiert)

Ambivalentes

Am Mittwoch, den 01 August geht es los. Und ja, ich freue mich. Ein mir unbekanntes Land. Neue Eindrücke. Neue Erfahrungen. Das sind Dinge, auf die ich mich unwahrscheinlich freue. Aber es gibt auch Dinge, über die ich mich nicht freue. Ich verlasse meine Umgebung. Meine Freundin. Meine Freunde.
Ich wohne seit Oktober 2005 in Bremen. Ich fühle mich hier wohl. Ich mag die Stadt und ich habe mich hier gut zu Recht gefunden. Habe nette Freunde gefunden und eine wirklich coole Arbeit gehabt. Und nun, nach nicht einmal zwei Jahren, gebe ich das für knapp fünf Monate auf. Das ist schon seltsam.
Bevor ich studiert habe, habe ich als Verkäufer gearbeitet. Das Leben als Angestellter ist sehr geregelt. Man geht morgens zu einer vorgeschriebenen Zeit arbeiten. Dann arbeitet man die vorgeschriebene Zeit, um zur vorgeschriebenen Zeit wieder nach Hause zu gehen. So geht das fünfmal in der Woche. Am Ende eines jeden Monats bekommt man dafür eine finanzielle Entschädigung, die man in der Zeit, in der man nicht arbeitet, für Klamotten und Lebensmittel ausgibt. Das Leben als Angestellter ist also sehr vorausschaubar und konstant. Veränderungen gibt es kaum und wenn, dann passieren sie, weil man sie selbst einleitet.
Das Studentenleben hingegen ist geprägt von laufender Veränderung. Stehen bleiben, sich niederlassen. Das ist eher nicht vorgesehen im Leben eines Studenten. Zu Beginn des Studiums sucht man eine Wohnung und muss dabei dem Vermieter vorgaukeln, dass man bestimmt länger in der Wohnung bleiben wird. Nach ein paar Monaten wird man die Wohnung wegen einer anderen, einer größeren und schöneren verlassen. Das Studium wird zweimal im Jahr durch die Semesterferien unterbrochen. Dann wird gearbeitet und gereist. Während des Studiums wird zu Beginn des Semesters gefeiert, am Schluss wird der Klausuren wegen gelernt. Die Veränderung ist ein ständiger Begleiter des Studiums: Kommilitonen kommen und gehen. Vorbereitungen für das nächste Semester im laufenden Semester. Unterhaltungen über das Auslandssemester. Unterhaltungen über Praxissemester. Wiedersehen mit Kommilitonen, die inzwischen irgendwo irgendwas in Deutschland arbeiten.
Studium heißt Veränderung.
Ich mag Veränderung. Ich mag Konstanz. Ich kenne beide Seiten. Deswegen freue ich mich darauf, ein tolles Land so kennen lernen zu können, wie es nur wenige tun können. Ich freue mich auf tolle Erfahrungen. Ich freue mich darauf, meine Grenzen und meine Persönlichkeit besser kennen zu lernen.
Aber ich bin traurig darüber, dass ich mein Umfeld verlasse. Ich mag die Bremer Neustadt. Ich mag die Weser. Ich bin traurig darüber, dass ich meine Freundin für viele Monate nicht sehen werde. Ich werde die Nähe zu ihr vermissen. Ich werde die Abende in Bremen vermissen. Ich werde meine Freunde vermissen. Die Fussballspiele in der Wilden Liga.
Aber ich bin guten Mutes, dass die Erfahrungen, die ich in Indien sammeln werde, meine Traurigkeit aufwiegen werden.

Wider besseren Vorwissens

Es sind nun weniger als 48 Stunden, bis ich tatsächlich in Indien sein werde. Inzwischen weiß ich einiges über das Land, in dem ich bald studieren werde. Aber das war mal anders. Als ich mich dafür entschied, in Indien zu studieren, wusste ich nicht viel darüber.
Na klar, die üblichen Sachen über Indien – die kannte ich. Riesenland. Heilige Kühe. Monsun. Kastensystem. Riesenschere zwischen Arm und Reich. Aber viel mehr war mir nicht bekannt. Dank einiger Reiseführer, sonstiger Bücher und dank eines regen E-Mail-Verkehrs mit bereits Indienerfahrenen Kommilitonen weiß ich nun doch etwas über das Land meiner Wahl.
Ich weiß zum Beispiel wo der Ort liegt, in dem ich studieren werde. Ich weiß mehr über die Infrastruktur des Landes. Ich weiß, dass ich einiges lockerer sehen muss und dass in Indien einige Dinger langsamer laufen und funktionieren als in Deutschland. Aber was mich so wirklich in Indien erwarten wird, das weiß ich nicht. Und ich will es auch gar nicht wissen. Ich versuche genau das zu machen, was mir Kommilitonen und Indienreisende in Gesprächen und E-Mails nahe gelegt haben:

Genieße es und lass dich überraschen!

So soll es geschehen!

Darum geht es!

Mein Auslandssemester steht kurz bevor. Am ersten August geht es los. Nach Indien, genauer nach Südindien. Und darüber möchte ich hier in diesem Blog berichten. Mit Fotos und schönen, witzigen Texten.

Am Mittwoch hebt mein Flugzeug ab.

Das ist meine Flugroute: Hamburg-Helsinki-Mumbai-Mangalore


Dort holt mich hoffentlich jemand ab und fährt mich nach Manipal. Dort werde ich studieren. Das tue ich mit drei Kommilitonen aus Bremen. Zwei Links zu deren Blogs findet ihr auf der rechten Seite meines Blogs.